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ich denke, der weitreichende Einfluss von Koffein ist niemanden entgangen, der sich in der Sportler-Szene aufhält. Das „gängigste Stimulanz der Welt“ erfreut sich auch in unseren Reihen größter Beliebtheit und findet sich aus diesem Grund beinahe ausnahmslos in jedem Fatburner und Pre-Workout-Booster. Auch wenn nicht alle nun aufgeführten Eigenschaften eindeutig belegt und wissenschaftlich anerkannt sind, darf man sich letztlich aus Studien und etlichen Erfahrungsberichten einiges von Koffein erwarten. Neben einer Steigerung der Ausdauerleistung, einer gesteigerten metabolischen Rate und in diesem Zusammenhang pro-lipolytischen Effekten weiß man zudem um Vorteile auf gesundheitlicher Seite wie eine Verringerung des Diabetes-Risikos oder des kardiovaskulären Risikos. Letztlich sorgt Koffein für mehr Aufmerksamkeit, reduziert Müdigkeitssymptome, verringert die Schmerzwahrnehmung und verhilft zu mehr Fokus (um nur einige Vorzüge zu nennen).
Der heutige Beitrag stellt eine dem Koffein sehr ähnliche Substanz vor – Theacrin! Warum Theacrine zumindest teilweise sogar als „das bessere Koffein“ bezeichnet werden kann, erfahrt Ihr jetzt.
Viel Spaß!
Gewöhnung ein Manko des Koffeins
Der dunkle Schatten der Koffein umgibt hat mit zwangsläufig eintretenden Gewöhnungseffekten zu tun, die eintreten, sobald Koffein regelmäßig in einer gewissen Menge konsumiert wird. Mehrere Studien befassten sich in der Vergangenheit mit diesem Phänomen, welches sich über eine Erhöhung der Adenosinrezeptor-Dichte als Reaktion auf eine koffein-vermittelt vermehrte Verdrängung von Adenosin von entsprechenden Rezeptoren erklärt. Bei Adenosin handelt es sich um eine körpereigene Substanz und um eine Komponente des Energiestoffwechsels, die sich autoregulatorisch in den Zellstoffwechsel einschaltet. Wir benötigen es zur ATP-Rückgewinnung, es sorgt aber auch für einen Rückgang stimulierender Katecholamine wie Adrenalin oder Noradrenalin, d.h. es vermittelt mehr beruhigende und schlaffördernde und weniger stimulierende sowie leistungsfördernde Effekte. Da Koffein dem Adenosin strukturell stark ähnelt, fungiert es als Antagonist am Adenosinrezeptor. Die Folge daraus ist eine länger anhaltende Wirkung besagter Katecholamine, über die sich anhaltende und gesteigerte körperliche aber auch mentale Leistungsfähigkeit begründet, die wir alle mit der Einnahme von Koffein feststellen.
Wie weit der metabolische Einfluss der Gewöhnung reicht und wann er zu tragen kommt, wurde bereits in einigen Studien untersucht. Bell und Kollegen stellten in deren Untersuchung mit einmal Koffein-Usern (regelmäßig mehr als 300mg/Tag) und Koffein-Non-Usern (regelmäßig unter 50mg/Tag) mit Verabreichung einer Einmalgabe von 5mg/kg/kg (400mg bei einer 80kg Person) Effekte in beiden Gruppen fest, die jedoch länger bei den Non-Usern anhielten. Der Ruhestoffwechsel sowie das Aufkommen an freien Fettsäuren in Ruhe und unter Aktivität waren bei Dodd et al nur in der Gruppe der Non-User erhöht. Auch hier wurden 5mg/kg/kg Koffein verabreicht. Bei Soeren et al wurde mehr Plasma-Epinephrin in der Non-User-Gruppe verzeichnet, während sich ansonsten keine Unterschiede ergaben. Astorino et al stellte eine bessere Verträglichkeit sehr hoher Mengen Koffein (6mg/kg/kg) bei Koffein-Usern festgestellt, was einen indirekten Verweis auf eintretende Gewöhnung darstellt. Nach Astrup et al betrifft die Gewöhnung nicht thermogene Effekte des Koffeins, während Tarnopolsky et al schon mit regelmäßiger Verabreichung von 200mg eine Gewöhnung in Hinblick auf neuromuskuläre Funktionen aufzeigen.
Etwas das nahezu jeder aktiv trainierende Koffein-User schon am eigenen Leib erfahren hat, ist ein deutlicher Rückgang stimulierender, fokussierender und motivierender Effekte wie er von Koffein eigentlich dank seines Einflusses auf die Dopamin-Bildung ausgeht. Interessanterweise wäre schon eine komplett abstinente Woche in der Lage, die Rezeptorik zu entsättigen und Koffein wieder „wirksamer“ zu machen. Die Tatsache, dass wir Koffein beinahe mit jedem Getränk und teilweise auch mit Lebensmitteln in nicht unerheblicher Menge zu uns nehmen, macht eben dieses Vorhaben der gezielten Entwöhnung für viele Trainierende zu einer Aufgabe, auf die sie sich nicht einlassen möchten. In der Folge werden immer höhere Koffeinkonzentrationen eingenommen oder man greift auf Substanzen wie DMAA sowie Ephedrin zurück, die Fokus und Motivation über einen anderen Weg versprechen, welche aber eben leider auch ein weitaus größeres Nebenwirkungsprofil aufweisen.
Fazit
Koffein wirkt, büßt jedoch zumindest einen Teil seiner Vorteile dank eintretender Gewöhnungseffekte schnell ein und das leider schon mit Verwendung verhältnismäßig geringer Mengen. Besonders groß ist in diesem Zusammenhang die Gefahr einer Überdosierung (ab 1g möglich). Eine weitere Gefahr ist der Missbrauchs anderer stimulierender Substanzen mit weitaus erheblicherem Nebenwirkungsprofil.
Theacrin – Koffein ohne Gewöhnungs-Effekt und mehr….
Was ist Theacrin
Theacrin (1,3,7,9-tetramethyluric acid) zählt zu den Purin-Alkaloiden. In der Natur findet es sich überwiegend in der chinesischen Teepflanze Camellia kucha und der brasilianischen Cupuacu Pflanze. Theacrin für Nahrungsergänzungen wird zum Großteil aus der Camellia kucha gewonnen, da es hier leichter aus der Teepflanze extrahiert werden kann und die Pflanze zudem leichter anzubauen ist. Mit 60% ist der Anteil an Theacrin unter den Purin-Alkaloiden insbesondere bei jungen Blättern und hier nochmals in den Blattknospen sehr hoch. In den Blättern der chinesischen Teepflanze bildet sich Theacrin aus Koffein als Ausgangssubstanz, weshalb beide strukturell stark verwandt sind. Natürlich kann man Theacrin auch im Labor herstellen, hierfür sind lediglich 3 Synthesestufen (ausgehend von Koffein als Basissubstanz) nötig.
Fazit
Nur 3 Synthesestufen trennen Koffein von Theacrin, weshalb man beide als „Verwandte“ bezeichnen könnte.
Ausbleibende Gewöhnung und starker Fokus
Feduccia et al wiesen 2012 einer Verabreichung von umgerechnet 8mg/kg/kg Theacrin signifikant aktivierende Effekte an Versuchstieren nach, die wie auch bei Koffein über eine Adenosin-Rezeptor-Antagonisierung und eine Beeinflussung der Dopamin Konzentration im Gehirn hervorgerufen werden. Was im Kapitel zu Koffein als Grund für den Gewöhnungs-Effekt aufgezeigt wurde, blieb im Tierversuch unter Verwendung von Theacrin aus. Als Reaktion auf die regelmäßige Verabreichung kam es NICHT zu einem erhöhten Aufkommen an Adenosin-Rezeptoren!
Xu et al sprechen sich in deren Untersuchung völlig konträr für ausbleibende stimulierende Effekte auf das zentrale Nervensystem sowie eine verlängerte Schlafzeit unter dem Einfluss von Theacrin aus. Bei Li et al ist die Rede von unterschiedlichen Effekten auch in Hinblick auf den Blutdruck sowie die Herzfrequenz. Hier scheint sich Theacrin im Vergleich zu Koffein weitaus neutraler zu verhalten, insbesondere in Hinblick auf die Gefäßregulation über Epinephrin und Norepinephrin.
2014 erschien eine Humanstudie von Habowski et al, in welcher unter Verabreichung von 200mg Theacrin täglich über eine Woche keinerlei Gewöhnung eintrat wie man sie eigentlich von Koffein mit derselben Einnahmegewohnheit kennt. Auch 6 Stunden nach der Verabreichung fühlten sich die Probanden noch weniger müde, weniger gestresst, motivierter, konzentrierter und stärker Energie geladen als ohne Theacrin. Sie berichteten zudem über eine stärkere Libido. Vergleichbare Studien mit Koffein zeigen wenige Stunden nach der Verabreichung regelmäßig eine Art „Rebound-Effekt“, der, wie es scheint, mit Theacrin nicht auftritt. 2015 gab es dann eine weitere Untersuchung von Kuhmann et al, die an gesunden jungen Männern und Frauen Theacrin zwar keine Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit wohl aber Stimmungsaufhellung und eine generelle Erhöhung des Energielevels zuspricht. 2016 wurde Theacrin über 8 Wochen an 60 Probanden nochmals getestet, vornehmlich deshalb, um seine Sicherheit zu bestätigen. Neben Feststellungen wie einer ausbleibenden Schädigung der Leber sowie ausbleibenden negativen Effekten auf das Immunsystem oder das kardiovaskuläre System wurde auch die Körperzusammensetzung der Probanden untersucht. Hier kam es ausgehend von Theacrin zu keinem signifikanten Effekt weder positiv noch negativ.
Fazit
Die aktuelle Sudienlage zu Theacrin spricht sich für mehr stimulierende denn metabolische Effekte aus. Was sich mehrfach zeigen ließ, sind ausbleibende Gewöhnungseffekte, die man von einer vergleichbaren Verabreichung bei Koffein eigentlich kennt.
Schmerzwahrnehmung
Im direkten Vergleich mit Koffein stellten zumindest Wang et al auch bei Theacrin ein weiteres Pro-Koffein-Argument insbesondere für Sportler fest. Neben einer entzündungshemmenden Eigenschaft kommt es laut dieser Studie mit seiner Verwendung zu einer reduzierten Schmerzwahrnehmung. Wissenschaftlich anerkannt ist dies jedoch nicht.
Fazit
Einzelstudien bescheinigen Koffein und auch Theacrin eine Eigenschaft als “Pain-Killer”.
Theacrin in kombinierten Präparaten
Ein weiterer Grund, warum man Theacrin besonders häufig in Präparaten vorfindet, die auch Aminosäuren wie Tyrosin, Tryptophan oder Phenylalanin enthalten, ist seine Eigenschaft, die Löslichkeit und damit die Bioverfügbarkeit von aromatischen Systemen in Wasser zu erhöhen, indem es stabile Komplexe mit polycyclischen Aromaten bildet. Auch Koffein sagt man diesen Effekt nach, Theacrine scheint hier aber nochmals 5-fach potenter zu wirken.
Fazit
Besser als Koffein selbst beeinflusst Theacrin die Löslichkeit und damit Bioverfügbarkeit von Aminosäuren wie Tyrosin, die sehr gerne in Pre-Workout-Supplements zum Einsatz kommt.
Theacrin + Grüntee?
Um es vorwegzunehmen - die Studienlage zu möglichen Synergieeffekten einer kombinierten Verabreichung von Grüntee-Extrakt und Theacrin ist dünn bzw. nicht vorhanden.
Anders gestaltet sich dies mit der kombinierten Verabreichung von Grüntee bzw. einem seiner wichtigsten Phenolbestandteile dem EGCG und Koffein. Während Grüntee auch als Monopräparat in etlichen Studien mit Vorteilen in Hinblick auf den Energieumsatz und die Fettoxidation herausgestellt werden konnte (berichtet wird beispielsweise in Meta-Analysen wie der von Hursel et al von „a small positive effect on wheight loss and weight maintenance“) finden sich auch Studien, die sich für Synergieeffekte einer kombinierten Verabreichung mit Koffein stark machen. Dulloo et al berichten beispielsweise von einer 4%-igen Steigerung des Tageskalorienverbrauchs mit der Verabreichung von 270mg EGCG und 150mg Koffein, während die Meta-Analyse von Phung et al aus 2010 von „statistically significant reductions in BMI, body weight, and waist circumference“ berichten. 2016 wurde nochmals der Einfluss von Grüntee auf das Diabetes- und Adipositas Risiko untersucht und für durchaus relevant erklärt.
Während sich nach diesem Studienergebnis also Grüntee eigenständig aktivierend in den Stoffwechsel einschaltet, fehlen bis dato einschlägige Hinweise, die dies auch von Theacrin belegen. Ebenso wie es (wie bereits eingangs erwähnt) an Untersuchungen mangelt, die sich mit Synergie-Effekten aus der gleichzeitigen Verabreichung von Theacrin und Grüntee-Extrakt befassen. Wir alle sollten gespannt verfolgen, welche Erkenntnisse die Wissenschaft in den kommenden Monaten hierzu hervorbringt.
Nach derzeitigem Kenntnisstand fungieren und funktionieren Grüntee-Extrakt und Theacrin in kombinierten Präparaten eher eigenständig. Während EGCG stärker in das metabolische Geschehen eingreift, scheint Theacrin eher zentralnervöse Effekte zu vermitteln.
Fazit
Eine kombinierte Verabreichung von Theacrin und Grüntee-Extrakt verspricht zumindest in der Theorie jeweils eigenständige Effekte. In Summe eignet sich die Verwendung beider Substanzen für den sportlichen Anwender. Dies besonders Pre-Workout!
Dosierung
Ähnlich der Verwendung von Koffein kommt auch Theacrin für gewöhnlich in Dosierungen von 100 bis 300mg zum Einsatz. Wie bereits genannt, sprachen sich Taylor et al bereits für die Sicherheit einer Verabreichung von täglich 300mg über 8 Wochen aus, während Belege aus dem Langzeitmodell bis dato fehlen.
Fazit
Bis zu 300mg pro Tag lassen sich bei Theacrin ohne schlechtes Gewissen als Dosierungsempfehlung ausgeben, zumindest für einen 8-wöchigne Zyklus.
Resümee
Im Vergleich zum hervorragend untersuchten Koffein ist von Theacrin einfach noch zu wenig bekannt, um im Resümee eine eindeutige Aussage treffen zu können, ob es sich dabei nun tatsächlich um “das bessere Koffein” handelt. Wer auf den motivierenden Koffein-Kick zum Training dank eingetretener Gewöhnung schon viel zu lange verzichten muss oder derzeit mit sehr hohen Mengen Koffein hantiert, um überhaupt noch einen Effekt zu erzielen, der hat mit Theacrin definitive eine neue Alternative an der Hand, die auch in vielen anderen Bereichen Koffein in nichts nachsteht. Für den gewöhnliche “Koffein-Dauer-Konsumenten” kann Theacrin und damit BlitzTEA aus dem Sortiment von Peak International, das Theacrin als TeaCrine® enthält, damit guten Gewissens empfohlen werden. Für Personen mit Hypertonie könnte Theacrin sogar die bessere Wahl darstellen.
Verfolgen wir gemeinsam weitere Untersuchungsergebnisse zu Theacrin und zu Koffein getreu dem Motto – Wissen ist Macht!
Sportlicher Gruß
Holger Gugg
www.body-coaches.de
Quellen
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