Bodybuilding & Muskelaufbau

Wheyprotein – Bricht dem Proteinkönig ein Zacken aus der Krone? – Teil 2

Liebe Leserinnen und Leser, Liebe PEAK-Kundinnen und Kunden,

Whey Proteinin Teil 1 meines 2-Teilers habe ich mich bereits mit dem sättigenden Effekt, der biologischen Wertigkeit  und dem Einsatz von Wheyprotein als Post-Workout-Protein befasst und musste hier  einige der als „außerordentlich“ angesehenen Eigenschaften des Wheyproteins zumindest teilweise etwas relativieren. Im heutigen zweiten Teil geht es noch einmal um 2 Thesen zu Wheyprotein, die sich einmal mit dem thermogenen Effekt und letztlich mit einer vermeintlichen Einsatzmöglichkeit als Fatburner befassen.

Wheyprotein – Bricht dem Proteinkönig ein Zacken aus der Krone? – Teil 1

Viel Spaß

These 4: Wheyprotein besitzt starke thermogene Effekte

Richtig, aber auch nicht mehr oder weniger als jedes andere Protein. Generell ist in Verbindung mit der Aufnahme von Protein eine niedrigere Netto-Energieausbeute zu erwarten, da der TEF (Thermic Effect of Food) nach der Aufnahme von Protein mit Abstand am höchsten ausfällt. Verdauung, Aufnahme und Assimilation (Überführung in körpereigene Verbindungen) erfordert gerade bei Proteinen einen enormen energetischen Aufwand, der sich letztlich in einer Erhöhung der Körpertemperatur niederschlägt. Für die Aufnahme von Protein geht dabei etwa 5x soviel Energie verloren, wie für die  Aufnahme von Kohlenhydraten oder Fett.

Whey Protein

Fazit

Egal ob Wheyprotein, Protein aus Fleisch, Fisch oder Soja, für die Verstoffwechslung von Protein erfordert einen hohen energetischen Aufwand, was besonders einer Reduktionsdiät zu Gute kommt. Explizite Vorteile des Wheyproteins bestehen nicht.

 

These 5: Wheyprotein verbrennt Fett

Sehr interessant und teilweise abenteuerlich klingen die Thesen, die Wheyprotein von negativen Einflüssen auf die Fettverbrennung freisprechen oder es sogar als Fatburner bezeichnen. Um den Wahrheitsgehalt zu ergründen, müssen wir nun etwas tiefer in die Materie einsteigen.

Wheyprotein Spitzenreiter beim Insulin-Index

Eine hemmende Wirkung auf die Fettverbrennung muss man generell, hauptsächlich aber in den Morgenstunden (bis etwa Mittag) vermuten, da Wheyprotein dank seiner Aminosäurekonstellation, hauptsächlich aber aufgrund des hohen Leucin-Anteils, einen stark insulinogenen Charakter besitzt. Der hohe Insulin-Index (wie er bei nicht kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln genannt wird) sorgt so für eine außerordentlich hohe Ausschüttung von Insulin, die sogar höher ausfällt als bei einer Gabe derselben Menge an Glucose, wie beigefügte Grafik zeigt.

Whey Protein

Wheyprotein sorgt also zunächst für einen starken Insulinausstoß.  Aber gehen wir noch einen Schritt weiter……

Morgens ist Cortisol der Fettverbrenner der Wahl!

Insulin ist bekannt als anaboles und leider anti-lipolytisches Hormon. Seine Anwesenheit im Blut sorgt eigentlich dafür, dass Zucker aus dem Blut in bedürftige Zellen eingelagert wird, um dort ebenfalls unter dem Einfluss von Insulin vornehmlich in der Leber oder den Muskelzellen Glykogen abgelagert zu werden. Auch die Fettzellen sind von diesem anabolen Effekt betroffen. Im Falle der alleinigen Aufnahme von Wheyprotein haben wir die Situation eines hohen Insulinspiegels, gleichzeitig mangelt es aber an genug Blutzucker, welcher in die Zellen befördert werden muss. Unser Körper reagiert im Normalfall auf den eintretenden Hyperinsulinismus und schüttet Glucagon aus der Bauchspeicheldrüse aus. Die Kurven beider Hormone verlaufen in etwa gleich und sind dosisabhängig. Etwa 60 Minuten nach der Aufnahme des Wheyproteins sind die Ausgangswerte bei beiden Hormonen wieder erreicht. Zu keiner Zeit entsteht ein derart signifikanter Glucagon-Überhang, sodass man von einer tatsächlichen Wirkung dieses Hormons als Fettverbrenner via katabole Signale an der Fettzelle sprechen könnte und selbst wenn dem so wäre, kann unser morgendlicher Wheyshake möglicherweise dafür sorgen, dass die physiologisch starke Ausschüttung von Cortisol davon beeinträchtigt wird.

Cortisol ist jedem als kataboles Hormon bekannt  und besitzt daher eigentlich einen zweifelhaften Ruf. Viele wissen nicht, dass ein physiologisch erhöhter Cortisolspiegel die beste Art ist, morgens bis etwa in die Mittagsstunden hinein Fett zu verbrennen, ohne dass dabei gleichzeitig Muskeln abgebaut werden, sofern man analog den Vorgaben von HBN (Human Based Nutrition) proteinmoderat und fettmoderat frühstückt.

Morgens absichtlich für eine Insulinausschüttung zu sorgen, um so wiederum von der fettverbrennenden Wirkung des Glucagons zu profitieren, stellt unter Berücksichtigung der morgendlichen Hormonkonstellation einen unnötigen Umweg dar, da wir einen potenten Fettverbrenner bereits abhängig von unserem Biorhythmus vorliegen haben.

Unterzuckerung heruntergespielt!

Mit Ausnahme der für die Glukoseresorption zuständigen Enterozyten des Intestinaltraktes sowie der Pfortader versorgenden Hepatozyten, sind alle Zellen unseres Organismus an eine extrazelluläre Glukosekonzentration von etwa 5mmol/l angepasst. Werte um die  4mmol/l und weniger signalisieren unserem Körper eine Unterzuckerung (Hypoglykämie), bei welcher eine drohende Unterversorgung angenommen wird. Unsere kleine Insulin-Berg- und Talfahrt durch die Aufnahme von Wheyprotein (hier belegt bei Hydrolisat)  und das zu seiner Regulation ausgeschüttete Glucagon führt etwa 60 Minuten nach der Aufnahme für sinkende Blutzuckerkonzentrationen, die in diesem Bereich der Unterzuckerung  fallen können. So besteht individuell unterschiedlich ausgeprägt die Möglichkeit, dass es etwa 60 Minuten nach der Einnahme von Wheyprotein (belegt von Hydrolisat)  trotz kompensatorischem Glucagon-Effekt zu Heißhunger aufgrund einer leichten Hypoglykämie kommt. 

Es muss nicht sein, aber es kann! Aus der Praxis sind etliche Erfahrungsberichte vorhanden.

Anmerkung

Mit der Verwendung von intaktem Wheyprotein findet eine derartige Absenkung des Glukoseaufkommens nicht in diesem Ausmaß statt, wie beigefügte Darstellung zeigt. Es ist also von entscheidender Bedeutung neben der Wahl der Proteinart bei Wheyprotein auch auf die Darreichungsform bzw. die Verarbeitungsform zu achten.

Kompensatorische Probleme möglicherweise auch bei Insulinresistenz

Eine weitere Gegebenheit, die in diesem Zusammenhang Probleme bereiten könnte, ist die einer vorhandenen Insulinresistenz, wie sie heutzutage bei etlichen Personen gegeben ist. Viele wissen nicht, dass Insulinresistenz neben den Muskelzellen auch die Insulinrezeptoren an Organen wie beispielsweise der Leber betreffen kann. Sie ist sozusagen das Herzstück unseres Metabolismus. Die Reaktionen unseres Körpers auf zu viel Insulin im Blut, tritt beim gesunden Menschen hepatisch bedingt zum richtigen Zeitpunkt auf, kann sich bei insulinresistenten Personen jedoch zumindest verzögern, da der Schwellenwert zur Auslösung der Glucagonsekretion möglicherweise erst zu spät erreicht wird bzw. Insulinsignale mangels Sensivität erst zu spät als Solche angesehen werden. Die Folge kann auch hier durchaus eine eintretende Hypoglykämie sein.

Hepatische Insulinresistenz führt möglicherweise zu verzögerten Kompensationsmechanismen eines Insulinüberaufkommens. Da Wheyprotein gerne auch adipösen Personen als sättigende Zwischenmahlzeit zur Körperfettreduktion vorgeschlagen wird und gerade hier oftmals Insulinresistenz gegeben ist, stellt dies einen Faktor dar, der gegen die eigentliche Zielsetzung arbeitet.

Wheyprotein in Verbindung mit Kohlenhydraten noch bedenklicher

Klar ist, dass jedes zu Wheyprotein zugeführte Gramm Kohlenhydrate zu einer immer kleiner werdenden Glucagon-Gegenregulation führt, da Insulin in diesem Falle berechtigterweise vorliegt, auch wenn ein Überaufkommen gegeben ist, da der Blutzuckerspiegel die Marke von 5mmol/l überschreitet. Wer also trotz der angesprochenen Thematik auf Wheyprotein als Frühstück oder Zwischenmahlzeit nicht verzichten möchte, sollte es zugunsten der Fettverbrennung tunlichst vermeiden, zeitgleich Kohlenhydrate aufzunehmen.

Wheyprotein – Glucosestatus und Lipidstatus

Manche Thesen zu Wheyprotein, die auf die Verwendung bei Sportlern umgemünzt werden, sind  wirklich an den Haaren herbeigezogen. So werden Studien an schwangeren, adipösen, glukoseintoleranten Ratten mit Hyperlipidämie und deren Nachkommen als Grund dafür hergenommen, Wheyprotein als fettverbrennende Substanz zu vermarkten. Im Versuch kam es mit der Verabreichung von Leucin bei den jungen Tieren zu einer Verbesserung der peripheren Fettoxidation und des Glukosetransports nicht aber zu Verbesserungen in Sachen Kalorienaufnahme.

Sicher kann man seine Schlüsse aus allem ziehen, ich für meinen Teil werde aufgrund solcher Ergebnisse Wheyprotein keinen Status als Fatburner aussprechen.

GIP und GLP-1 als Fatburner

Ebenfalls aus der Tier- und Humanforschung stammen Untersuchungen mit GIP und GLP-1 (also den beiden Peptiden, die nachweislich durch die Aufnahme von Wheyprotein beeinflusst werden) auf die Glukosetoleranz bei stoffwechselkranken Probanden. Im Ergebnis kommt es durch beide Peptide zu sinkenden Werten bei Blutzucker und in diesem Zusammenhang auch beim Körpergewicht, dem Aufkommen an Cholesterin und freien Fettsäuren. Eine sehr interessante Tatsache hinsichtlich ihrer Relevanz, die unbedingt auch an stoffwechselgesunde Personen bzw. Sportlern  untersucht werden sollte. Bis dato liegen zumindest mir derartige Arbeiten noch nicht vor, weshalb auch hier die Empfehlung von Wheyprotein als Fatburner für unsere Zielgruppe noch nicht zweifelsfrei ausgegeben werden kann.

Untersuchungen an stoffwechselgesunden menschlichen Probanden müssen zeigen, ob sich der metabolische Einfluss von GLP-1 und GIP auch auf Sportler ummünzen lässt. Die Beobachtung an sich ist hier jedoch sehr interessant.

Fazit

Wheyprotein ist zweifelsohne ein „Aufbauprotein“ und fördert als solches mitunter durch seinen enorm hohen Insulinindex anabole Vorgänge in unserem Körper. Fettverbrennung fällt unter die Kategorie „katabole“ Vorgänge, welche von katabolen Hormonen wie Cortisol gefördert werden.  Um die Fettverbrennung zu maximieren, müssen und sollten wir morgens den Umweg über Wheyprotein nicht gehen. Alles was wir benötigen, um morgens von einem physiologisch hohen Cortisolspiegel zu profitieren, ist das RICHTIGE Frühstück OHNE Wheyprotein, dennoch aber protein- und fettmoderat analog der Vorgaben in HBN (Human Based Nutrition).

Auch als Protein für Zwischenmahlzeiten (ohne und besonders mit Kohlenhydraten) eignet sich Wheyprotein zur Unterstützung der Fettverbrennung nicht, auch wenn es etliche Versuche gibt, dies anders darzustellen. Hierzu gibt es weit bessere Alternativen, allen voran der im Rahmen von HBN eigens konzipierte LII-Protein-Complex, hauptsächlich bestehend aus der weniger insulinogenen Aminosäuresequenz des Eiproteins mit seinem hohen Anteil an schwefelhaltigen Aminosäuren.

 

Zusammenfassung

Wheyprotein seinen Rang als hochwertiges und wichtiges Protein für die Sportlernahrung abzusprechen wäre sicher falsch. Bei genauer Betrachtung entpuppt sich dennoch die eine oder andere These als Mythos, während andere Thesen als wahrheitsgetreu zu bestätigen sind.

Letztlich kommt es bei Wheyprotein darauf an, den Einsatz gut zu timen. Anders als vielfach behauptet, macht ein Wheyshake nicht immer Sinn und ist nicht immer das Mittel der Wahl. Gerade in Sachen Frühstück und für Zwischenmahlzeiten muss man seinen Einsatz aufgrund seines typischen Charakters als stark insulinogenes Protein abwägen und mögliche Alternativen mit ins Kalkül ziehen. Zur reinen Proteinversorgung gibt es meiner Meinung nach andere Produkte, die sich dafür besser eignen, allen voran der von mir und PEAK konzipierte LII-Protein-Complex. LII steht für Low Insulin Index und ermöglicht eine hochwertige Versorgung mit Protein ohne einen gleichzeitig stattfindenden signifikanten Anstieg des Insulinspiegels mit all seinen Folgen wie beschrieben.

Letztlich bestätigt sich der in Teil 1 zitierte Spruch „Alles zu seiner Zeit“.

Sportliche Grüße

Euer Holger Gugg

www.body-coaches.de

 

Quellen

Protein blend ingestion following resistance exercise promotes human muscle protein synthesis.  (PMID:23343671)

Nutritional evaluation of caseins and whey proteins and their hydrolysates from Protamex*

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1363751/

Glucagon and insulin responses after ingestion of different amounts of intact

and hydrolysed proteins - Mandy Claessens*, Wim H. M. Saris and Marleen A. van Baak

Department of Human Biology, Nutrition and Toxicology Research Institute Maastricht (NUTRIM), Maastricht University, PO Box 616, Maastricht 6200, MD, The Netherlands

Leucine improves glucose and lipid status in offspring from obese dams, dependent on diet type, but not caloric intake., 2012).

Unimolecular Dual Incretins Maximize Metabolic Benefits in Rodents, Monkeys, and Humans Brian Finan,1,2,3* Tao Ma,3,4* Nickki Ottaway,5 Timo D. Müller,1,2 Kirk M. Habegger,5

Kristy M. Heppner,5 Henriette Kirchner,6 Jenna Holland,5 Jazzminn Hembree,5 Christine Raver,5

Sarah H. Lockie,7 David L. Smiley,3 Vasily Gelfanov,3 Bin Yang,3,8 Susanna Hofmann,2

Dennis Bruemmer,9 Daniel J. Drucker,10 Paul T. Pfluger,1,2,5 Diego Perez-Tilve,5 Jaswant Gidda,8

Louis Vignati,8 Lianshan Zhang,8 Jonathan B. Hauptman,11 Michele Lau,11 Mathieu Brecheisen,11

Sabine Uhles,11 William Riboulet,11 Emmanuelle Hainaut,11 Elena Sebokova,11

Karin Conde-Knape,11 Anish Konkar,11 Richard D. DiMarchi,3† Matthias H. Tschöp1,2,5†