3.1 Meine persönliche Symptomatik
An dieser Stelle möchte ich kurz meine eigenen Symptome und vor allem - wichtig für den interessierten Leser - die Entstehung der Symptome beschreiben. Angefangen hat es bei mir mit einfachem Leistungsrückgang und häufiger Gereiztheit. Dabei habe ich mir allerdings noch nichts gedacht.
Darauf folgte dann eine Zeit, in der ich sehr viel Stress hatte, weshalb ich zum Ausgleich meine Trainingsintensität nochmals steigerte.
Irgendwann war mir dann mal 4 Tage schwindelig, was aber kein Arzt (Neurologe/Ohrenarzt) erklären konnte. Ich war also kerngesund, aber mir war schwindelig, nun gut…
Der Schwindel verschwand, mir ging es wieder ganz okay und plötzlich machten sich diverse Symptome wie Lichtüberempfindlichkeit und leichtes Ohrensausen bemerkbar. Dabei dachte ich mir zuerst gar nicht so viel und dachte ich könne sie tatsächlich „weg trainieren“.
Dann dauerte es nicht lange bis unzählige Symptome wie: Schlafstörungen, innere Unruhe, Sehstörungen, schlechtes Immunsystem, verlängerte Wundheilung, langer Muskelkater, Aggressionen ect. auftraten. Diese Liste geht noch um einiges weiter, aber das wird an dieser Stelle dann zu persönlich bzw. speziell. Deshalb ist es ganz wichtig, sich immer zu beobachten und an die Gefahr zu denken. Ich hingegen trainierte 6-7 mal die Woche weiter, so dass es irgendwann zur totalen Erschöpfung kam - kann sich ja an dieser Stelle jeder selber denken.
Meiner Meinung nach kann man das Übertraining in Stufen von sagen wir mal 1-10 messen, sozusagen verschiedene Ebenen mit verschieden starker Symptomatik. In der Stufe 1-2 fühlt man sich oft schlapp und merkt noch gar nicht, dass etwas nicht stimmt. Ich glaube, in dieser Stufe haben sich viele Sportler schon befunden, ohne es zu merken, ich sicherlich auch schon Jahre vorher.
Diese Erkenntnis kam mir aber erst im Nachhinein. Wahrscheinlich sind die ersten Stufen nicht bedenklich und wären mit 1-2 Wochen Pause wieder zu lindern. Ich allerdings merkte dies nicht und habe es dann irgendwie fertig gebracht, mich in höhere Sphären zu trainieren, was dann zu so starker Symptomatik geführt hat, dass das Leben nicht mehr wirklich lebenswert gewesen ist, weil es einen zu sehr eingeschränkt hat. Vor allem auch weil man nicht weiß, woher diese Symptome überhaupt kommen.
Die Stufen 3-10 gehen aus der Auflistung der Symptome hervor, aber auch diese will noch mal kurz erwähnen. Angefangen von leichten Schlafstörungen, über Müdigkeit nach Belastungen bis hin zu totalen Erschöpfung.
Die Schlafstörungen werden immer massiver, so dass man irgendwann die ganze Nacht wach liegt und am nächsten Tag den totalen Hangover hat. In den mittleren Stufen hat man starke Konzentrationsstörungen, ständige Unlust und schlecht Laune.
Bei Stufe 10 ist der Ofen dann endgültig aus und man fühlt sich wie ein Schatten seiner selbst. Ich fühlte mich geistig verschleiert, träge, immer müde, häufig nervös und Schlaf wird zu einem totalen Luxusgut.
Sicher sind die Symptome individuell und bei jedem etwas anders, aber im total übertrainierten Zustand sind sie wirklich extrem, so etwas hätte ich vorher nicht für möglich gehalten.
4. Was tue ich nun, wenn ich ein Übertraining diagnostiziert habe?
Da sind wir wieder an einem schweren Punkt, ein direktes Mittel gibt es nämlich nicht, kein Medikament und auch keine Behandlung. Die einzige Therapie, die nachgewiesen hilft, ist „absolute Ruhe“. Als außerdem nützlich wird geraten: Sauna, Spaziergänge, regeneratives Training, Massagen und Entspannungsübungen.
Es gibt keine Studien dazu, dass Supplements irgend einen Nutzen haben bei einem richtigen Übertraining. Ich persönlich allerdings sehe das ein wenig anders, mir haben Glutamin, BCAAs, Multivitamine, speziell die ZMA-Verbindung, sehr gut geholfen bzw. meiner Meinung nach wäre ohne diese Dinge gar nichts mehr gelaufen. Was ich persönlich auch noch ganz sinnvoll finde, ist Tryptophan oder homöopathische Mittel gegen nervöse Unruhe.
Von chemischen Keulen und Antidepressiva rate ich persönlich ab, da ich nicht sicher bin, ob das Nutzen-Kosten-Verhältnis wirklich gegeben ist. Noch dazu ist von keiner Studie bewiesen, dass diese Mittel was bringen.
Allerdings kann man Supplements oder Homöopathische Mittel ruhig einnehmen, da diese rezeptfrei erhältlich sind und Nebenwirkungen eher ausgeschlossen sind. Also wenn man im Übertraining steckt, können Supplements meiner Meinung nach helfen. Zur Vorbeugung eines Übertrainings wirken „Supp`s“ sogar wahre Wunder, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Allerdings gibt es auch dazu keine wirklich Studie. Das ist allein meine Meinung, für welche ich da meine Hand ins Feuer lege.
Noch ein kleiner Geheim-Tipp, den ich im Forum von einem sehr kompetenten User gelesen habe: Kakao. Macht ausgeglichen und glücklich. Ich empfehle diesen niederländischen Kakao ohne Zucker: in heißem Wasser lösen, mit Süßstoff süßen und dann einen kleinen Schuss Milch hinzu.
Regeneratives Training, Spaziergänge, Sauna etc. sind natürlich auch aus meiner persönlichen Erfahrung zu empfehlen, was ja auch in Fachbüchern geraten wird. Für mich persönlich war Wechselduschen auch heilsam. Aber Vorsicht - das kann den Körper auch zu sehr stressen, da muss jeder für sich selbst austesten, ob es einem bekommt.
Alles was einem persönlich gut tut, ist sicherlich Balsam und hilft auch gegen ein Übertraining.
Abschließend:
Bei mir hielt der Zustand des Übertrainings ohne bzw. mit moderatem Training ca. 6-8 Monate an und ich habe immer noch Nachwehen. Das lag aber auch daran, dass ich immer wieder zu früh zu viel wollte bzw. versuchte!
Also lasst euch gesagt sein, lieber mal eine oder zwei Wochen Pause machen und relaxen, als irgendwann in ein totales Tief mit ewig langen Zwangspausen zu fallen.
Ich für meinen Teil kann sagen, so etwas passiert mir nie wieder und wenn ich mit meinem Blog dem Einen oder Anderem helfen bzw. warnen konnte, dann hat meine, für mich nervige und belastende Geschichte, wenigstens einen kleinen Nutzen gehabt.
Sportliche Grüße
PEAK Team
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