Liebe BLOG-Leserinnen und Leser, liebe PEAK-Kundinnen und Kunden,
im Rahmen meiner Artikelreihe habe ich mich in Teil 1 bereits mit Beschwerden des Verdauungstraktes in Verbindung mit Langstreckenläufen wie einem Marathon auseinandergesetzt. Symptome in diesem Bereich treten sehr häufig auf. Sie sind in vielen Fällen belastungsinduziert, können aber auch auf Fehler bei der Aufnahme von Nahrung oder ein zu gestressten Psyche zurückgeführt werden.
Laufen im „Extrem“ – Ist es gesund, „Marathoni“ zu sein? Teil 1 – Der Verdauungstrakt
Heute geht es um eine der wichtigsten Institutionen unseres Körpers, das Herz.
Im Allgemeinen ist Ausdauersport dafür bekannt, das Herz-Kreislaufsystem zu fördern und bei bester Gesundheit zu halten. Die Frage ist, wie sich dies bei extremen Laufeinheiten wie einem Marathon niederschlägt.
Alle Läufer aufgepasst…..
Epidemie
0,8 von 100.000 Teilnehmen bei Marathonläufen erleiden einen plötzlichen Herztod. Statistisch gesehen ist dieses Risiko nicht höher als das Risiko bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen. Dennoch wird das Risiko auf kardiale Schäden aufgrund Überbelastung und einen plötzlichen Herztod beim Marathon immer wieder diskutiert. Fest gemacht werden derartige Aussagen teilweise an Veränderungen kardialer Marker.
Fazit:
Rein statistisch gesehen sollte Marathonlaufen kein signifikant größeres Risiko für Herzprobleme bergen.
Troponin
Bei Troponin handelt es sich um einen Proteinkomplex, der bei einer Schädigung des Herzens vermehrt ins Blut abgegeben wird. Anhand des Troponinaufkommens lassen sich Herzmuskelschäden sowie Herzinfarkte anzeigen und bewerten.
Studien belegen eindeutig erhöhte kardiale Werte bei Troponin nach erschöpfenden Ausdauerbelastungen. Die Erhöhungen treten belastungsinduziert bei jüngeren und älteren Läufern auf, wobei mit besserem Leistungsstatus niedrige Werte gemessen werden. Höhere Belastungsintensitäten scheinen Untersuchungen zur Folge Troponinwerte eher ansteigen zu lassen als die Dauer einer Belastung. Troponinspitzen werden einmal während des Laufs und ein zweites Mal danach gemessen.
Anders als bei einem Herzinfarkt, bei dem das Troponinaufkommen im Blut mehrere Tage bis Wochen erhöht ist, fallen die Werte beim Marathonlauf innerhalb 24 Stunden wieder ab. Vermutet wird, dass es aufgrund erhöhter Membrandurchlässigkeit, ausgelöst durch eine reversible Schädigung der Kardiomyozyten (Herzmuskelzellen), zu den erhöhten Werten kommt. Die Membrandurchlässigkeit wird Ihrerseits wieder durch mehrere Faktoren herbeigeführt, die Marathonlaufen fördert:
- Erhöhtes Aufkommen an Katecholaminen (Stimulierung des sympathischen Nervensystems)
- Hohes Aufkommen freier Radikale (oxidativer Stress)
- Veränderungen des ph-Werts (erhöhtes Säureaufkommen)
- Veränderungen im Glukose- und Fettstoffwechsel durch die Belastung (Leber-, Muskel- Fettzellen)
- Entzündliche (inflammatorische) Prozesse
- Mechanische Beanspruchung der Zellmembran in Muskelfaserzellen
Fazit:
Marathonlaufen stellt in jedem Falle eine starke Belastung für das Herz dar. Sichtbar wird dies über die vermehrte Abgabe von Troponin.
BNP (NT-proBNP)
BNP wird hauptsächlich von der Herzkammer bei Überfüllung oder Überlastung ausgeschüttet. Unter seinem Einfluss kommt es zu einer Erhöhung der renalen Ausscheidung von Flüssigkeit und einer Vasodilatation (Weitung von Blutgefäßen). BNP dient eigentlich als Marker zur Beurteilung von Herzschwäche (Insuffizienz) oder für sonstige Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems.
Auch bei BNP kann in Untersuchungen, ähnlich wie bei Troponin, unter Belastung ein erhöhtes Aufkommen festgestellt werden. Anders als bei Troponin steigen die Werte bei BNP allerdings belastungs- und intensitätsabhängig an. Abhängig vom Trainingsstatus werden beim besser Trainierten ebenfalls geringere Mengen abgegeben, was auch hier auf Adaptionsvorgänge schließen lässt.
Interessant sind die Ergebnisse einer Studie, die belegt, dass belastungsinduzierte BNP-Anstiege bei Athleten mit gesundem Sportlerherz auch bei höherer kardialer Beanspruchung nicht größer ausfallen als bei Trainierten oder Untrainierten mit normal großem Herzen.
Fazit:
BNP fungiert als weiterer Marker, der sichtbar macht, wie stark das Herz bei einem Marathon belastet wird. Wie bei Troponin ist aber auch bei BNP die Rede von Adaptionsvorgängen.
Cardiac Fatigue
Dieser Begriff bezeichnet einen leichten Rückgang der diastolischen und gelegentlich auch systolischen Funktion, wie er nach erschöpfenden Ausdauerbelastungen auftritt. Nach dem Lauf sind ebenfalls höhere Herzfrequenzen sowie ein abfallender Blutdruck festzustellen. Altersbedingt ergeben sich keine unterschiedlichen Ausprägungen.
Daten aus der Echkardiographie ergeben ansonsten bei Marathonläufern keine klinisch relevanten Funktionsänderungen. Veränderungen sind mit denen bei wirklich herzkranken Patienten nicht zu vergleichen.
Aus der Computertomographie CT lassen sich ebenfalls keine eindeutigen negativen Veränderungen herauslesen. Erwähnenswert ist jedoch die Tatsache, dass Marathonläufer im umgekehrten Falle nur wegen hoher Leistungsfähigkeit in Ausdauerbereich und der regelmäßigen Ausführung von Ausdauersport nicht zwangsläufig herzgesund sein müssen.
Ergebnisse aus der Mangetresonanztomographie (MRT) stellen trotz erhöhter Werte bei Troponin in Verbindung mit einem Marathon weder eine Neigung zur Nekrose (Zelltod durch Schädigung der Zellstruktur) noch zur Fibrose (Gewebsveränderung, bei der es zu einem erhöhten Aufkommen an Bindegewebszellen kommt) fest. Auch eine Entzündung des Herzmuskels, ausgelöst durch ein Mehraufkommen an Troponin, ist als unwahrscheinlich anzusehen.
Hinsichtlich der Funktion des Herzens, gemessen über Kernspintomographien, konnten teilweise gewisse Funktionsveränderungen der linken oder rechten Herzhälfte nach einem Marathon oder sonstiger erschöpfender Belastungen im Ausdauerbereich festgestellt werden.
Fazit:
Marathonläufe beeinflussen das Herz, scheinen es jedoch nicht signifikant zu schädigen.
Zusammenfassung
In Verbindung mit Marathonläufen kann es zu Anstiegen bei den Blutmarkern Troponin und BNP kommen, die jedoch bei gesunden Läuferinnen und Läufern als physiologisch anzusehen sind. Auch kommt es zu gewissen Ermüdungserscheinungen und Funktionsveränderungen des Herzens nach absolvieren eines Marathons, die ebenfalls als physiologisch zu bezeichnen sind.
Einen Marathon zu laufen belastet und fordert das Herz natürlich, der Lauf stellt aber kein erhöhtes Risiko für Erkrankungen des Herzmuskels dar, sofern Gesundheit und eine ausreichende Vorbereitung vorausgesetzt werden können. Regelmäßige Gesundheits-Checks sollten bei Marathonläufern fester Bestandteil der Laufsaison sein.
In Teil 3 werde mich anschließen mit den Auswirkungen auf den Bewegungs- und Stützapparat in Verbindung mit einem Marathon befassen.
Bis dahin verbleibe ich mit den besten Wünschen.
Ihr
Holger Gugg
www.body-coaches.de
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Troponin
https://de.wikipedia.org/wiki/Kardiales_Troponin
https://flexikon.doccheck.com/de/Nekrose
https://flexikon.doccheck.com/de/Fibrose
Schadet Marathonlaufen dem Herz? Ein Update – DtZSfSM Jahrgang 62 Nr. 9 (2011)
http://www.med4you.at/laborbefunde/lbef2/lbef_bnp.htm