Bodybuilding & Muskelaufbau

Phosphatidylserin – Der Anti-Stressor

Liebe BLOG-Leserinnen und Leser, liebe PEAK-Kundinnen und Kunden,

das Thema Stress ist allgegenwärtig. Alle Welt ist heutzutage „gestresst“. Würde man eine Befragung durchführen, wer tatsächlich die Bedeutung des Wortes „Stress“ kennt, ich bin mir sicher, kaum jemand könnte diese Frage beantworten.

Wichtig zu wissen ist für meine heutige Arbeit, dass Stress aus verschiedensten Situationen entstehen kann, also sowohl emotional- als auch physisch-, ja sogar altersbedingt möglich ist. Ebenfalls ist es wichtig zu wissen, dass bei Stress immer bestimmte Neurotransmitter- und Hormonkonstellationen auftreten, um ein evolutionäres Ziel zu verfolgen: FIGHT or FLIGHT.

Über diesen Pfad kommen wir nun auf die Substanz Phosphatidylserin zu sprechen. Sie ist bekannt als „Anti-Stressor“. In Wirklichkeit kann und ist Phosphatidylserin viel mehr als nur das und leistet so in vielerlei Hinsicht und vielen Lebenslagen wichtige Dienste.

Ich habe versucht, die komplette Bedeutung von Phosphatiylserin herauszuarbeiten. Entstanden ist ein Werk, welches sowohl für Sportler als auch für Nichtsportler sicherlich interessant sein könnte und von dem auch die Generation 40-plus profitieren kann.

Dank der Vorarbeit unseres fleißigen Forenmitglieds Markus Hofmeister konnte ich mich relativ schnell an die Ausarbeitung dieses Artikel machen. Ihm sei an dieser Stelle wieder vielmals gedankt!

Wen das Thema Stress unabhängig von Phosphatidylserin interessiert, möchte ich anhalten im Anschluss an diesen BLOG folgenden Link aufzurufen:

Stress – Ein allgegenwärtiges Problem

Stress – Ein allgegenwärtiges Problem Teil 2

Stress – Ein allgegenwärtiges Problem Teil 3

Was ist Phosphatidylserin?

Bei Phosphatidylserin (im folgenden Text PS genannt), handelt es sich um ein Phospholipid. Die Gruppe der Phospholipide unterteilt sich in 4 Untergruppen, nämlich Lezithine, Kephaline, Phosphatidylinosite und Sphingomyeline. Phosphatidylserin gehört hier zu den Kephalinen. Chemisch gesehen besteht es aus Glyzerin, Phosphat und Serin.

 

Phospholipide

Phospholipide sind wesentlicher Bestandteil der Zellmembran und von daher in jeder Zelle des Körpers vorhanden. Phospholipide dienen als Bausubstanz für die Zellwand. Zweischichtig angeordnete Lipidmoleküle bilden eine Membranmartix, in welche weitere Bestandteile wie beispielsweise Proteine eingebaut werden können. Phospholipide dienen daher als Lösungsmedien für Membranproteine, aber auch als elektrischer Isolator der Zelle.

Neben diesen Eigenschaften dienen Phospholipide als Lieferant essentieller Fettsäuren wie Cholin oder Inosit. Sie wirken lipidsenkend, beeinflussen den Leberstoffwechsel und gewährleisten die Funktionalität von Nerven und Gehirn. Nicht zuletzt dienen Phospholipide als Lösungsvermittler für Lipide in der Blutbahn oder in der Gallenflüssigkeit.

Besonders hohe Mengen Phospholipide finden sich im peripheren und zentralen Nervengewebe. Neben dem Gehalt in tierischen Lebensmitteln wie z:B. Eigelb oder Milch befinden sich Phospholipide auch in pflanzlichen Lebensmitteln wie Raps, Soja, Mais oder Sonnenblumenkernen.

 

Fazit:

Phospholipide werden für den Zellaufbau benötigt. Sie liefern wichtige Fettsäuren und beeinflussen den Stoffwechsel. Phosphatidylserin gehört zur großen Gruppe der Phospholipide.

Vorkommen von Phosphatidylserin (PS)

Das höchste Aufkommen an PS befindet sich im peripheren und zentralen Nervengewebe. Etwa 11% des gesamten PS-Aufkommen befinden sich in der grauen Substanz, 17% in der weißen Substanz des Nervengewebes. PS-Bestände befinden sich in der Markscheide

Exkurs Markscheide

Die Markscheide (oder Myelinscheide) ist eine lipidreiche Schicht in Nervenzellen mit elektrisch isolierender Wirkung. Sie schützen Nervenfasern vor fremden Aktionspotentialen und einer zu schnellen Erregungsausbreitung.

 

Funktionen von Phosphatidylserin

Hauptfunktion

Die Hauptfunktion von PS besteht im Einbinden von Proteinstrukturen in die Zellmembran (siehe Funktionen der Phospholipide). Diese Proteinstrukturen agieren in der Zelle als Ionenpumpen, Transportmoleküle, Rezeptoren oder Enzyme (Kinasen, ATPasen).

 

Weitere Funktionen

PS ist verantwortlich für den ATPase abhängigen Ionentransport über die Zellmembran, sofern ein Aktionspotential an der Zelle anliegt. PS ist an Veränderungen der Permeabilität (Durchlässigkeit) der Zellmembran bei der Vesikelfreisetzung von Neurotransmittern und Hormonen wie ACTH oder Cortisol beteiligt. PS ist auch Teil der Zellkommunikation und reguliert die Aktivität der Enzyme Proteinkinase C und Adenylzyklase.

PS ist in der Lage, durch die Zellmembran hindurch transportiert zu werden. Diese Fähigkeit gibt Anlass zur Annahme, dass bestimmte Rezeptorfunktionen der Nervenzellen durch den Ionentransport des PS beeinflusst werden können. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang auch der Nervenwachstumsfaktor.

PS kann in vitro-Studien zur Folge Nervenzellen vor Toxinen schützen. Es werden antioxidative Eigenschaften vermutet, aber auch eine Verbesserung der Detoxikationsfähigkeit der Zellmembrane wird diskutiert.

PS ist ebenfalls beteiligt an der Calcium-Bildung, es reguliert den Flüssigkeitshaushalt und ist bedeutsam für die Blutgerinnung.

 

Fazit:

PS ist für den Aufbau und die Funktionalität von Zellen verantwortlich. Daneben beeinflusst es die Freisetzung bestimmter Hormone und Neurotransmitter und besitzt möglicherweise antioxidatives Potential.

Herstellung von Phosphatidylserin

Früher gewann man PS aus Rinderhirn (BC-PS). Im Zuge der BSE-Vorfälle (bovine

spongiformen Enzephalopathie) verlor dieses Herstellungsverfahren jedoch schnell an Bedeutung, obwohl die Wahrscheinlichkeit einer BSE-Übertragung über BC-PS sehr gering ausfällt.

Heutige PS-Präparate werden aus Sojabohnen, besser Sojaphospholipiden gewonnen.

Möglichkeit 1 ist die Aufkonzentration der in Soja-Lezithin enthaltenen Menge an PS. Die Ausbeute beträgt etwa 0,2-0,3%. Das Verfahren basiert auf der Verwendung organischer Lösungsmittel und ist relativ aufwendig. Möglichkeit 2 ist die enzymatische Umwandlung von in handelsüblichem Lezithin enthaltenen Phospholipiden in PS ohne organische Lösungsmittel. Das Verfahren basiert auf der Umesterung von Fetten und wird in den meisten Fällen angewandt.

 

Interessant:

Achten Sie beim Kauf Ihres Präparates auf den tatsächlichen PS-Gehalt!

Fazit:

Der Ursprung heutiger PS-Präparate ist die Sojabohne.

Phosphatidylserin und Gehirnleistung im Alter

Was passiert, wenn wir Altern?

Wenn wir altern, reduziert sich die Masse unseres Gehirns um bis zu 100g. Wir verlieren Nervenzellen und es verringert sich die Dichte der synaptischen Verbindungen im neuronalen Netz. Der Cholesterinanteil des Gehirns nimmt mit dem Alter zu, der Anteil Phospholipide nimmt ab.

Da sich mit dem Alter auch die Produktivität von Enzymsystemen weg vom Optimum bewegt, schwindet auch die Qualität der PS-Synthese und mit ihr alle oben genannten physiologischen und biomechanischen Funktionen des PS inkl. der Hirnleistung. Betroffen ist hauptsächlich der kognitive Bereich und damit die Gedächtnis-, Merk- und Lernfähigkeit.

Bei der Gedächtnisleistung geht man davon aus, dass sie als Art „biochemische Veränderung“ im Neuronenschaltsystem gespeichert wird. Für eine neue Gedächtnisspur findet eine RNA-abhängige Synthese von Protein statt. Ohne genug PS ist diese jedoch gestört, da keine vernünftige Zellwandstruktur inkl. benötigter Proteine zustande kommt. Dies wirkt sich auf das Kurzzeitgedächtnis aus.

Die Folge daraus ist, dass es aufgrund der PS-Unterversorgung zu einer minderwertigen Signalübertragung im Gehirn kommt. Das Gehirn versucht dies über ein höheres Aktivitätsniveau zu kompensieren und muss hierzu vermehrt Stresshormone freisetzen.


Fazit:

Im Alter vermindert sich das Aufkommen an PS und mit ihm verschlechtern sich kognitive Funktionen.

 

Warum Phosphatidylserin-Mangel im Alter?

Neben der bereits angesprochenen altersbedingten Einschränkung von Enzymaktivitäten gibt es weitere Theorien, wie ein PS-Mangel im Alter zustande kommen kann:

Theorie 1 verfolgt einen evolutionären Gedanke. Da der Mensch von Grund auf nicht für ein hohes Lebensalter geschaffen ist, genügt die „übliche“ PS-Aufnahme ab dem 45. Lebensjahr nicht mehr, um die Bestände im Körper aufrecht zu erhalten und so entsteht mit der Zeit ein Mangel.

Theorie 2 verfolgt den Ansatz der grundsätzlichen Veränderung der Essgewohnheiten. Wie wir gelesen haben, sind vor allem cholesterinhaltige Lebensmittel wie Eier gute Lieferanten für PS. Da uns seit vielen Jahren immer wieder eingeredet wird, Cholesterin sei der Teufel und müsse unbedingt vermieden werden, nehmen wir so etwa 200-400mg weniger PS auf und so bildet sich mit der Zeit ein Mangel aus.

 

Fazit:

PS-Mangel entsteht wahrscheinlich mitunter aufgrund falscher Essgewohnheiten.

 

Supplementierung sinnvoll?

Was die Hirnleistung älterer Menschen im kognitiven Bereich angeht, existiert eine Reihe von Interventionsstudien. Sie veranlassen öffentliche Stellen vieler Länder dazu, eine Supplementierung von PS zu empfehlen.

Die meisten Untersuchungen fanden an Probanden mit altersbedingten Hirnleistungsstörungen, auch genannt ARCS (Age Related Cognitive Decline oder AAMI (Age Associated Memory Impairment), aber auch an Versuchstieren statt.

Tierversuch

Im Tierversuch konnte belegt werden, dass eine PS-Supplementierung einer Neuronenathropie vorbeugt. Sie verhindert zudem einen altersbedingten Abbau von Rezeptoren für den Nervenwachstumsfaktor und fördert darüber hinaus die Bildung von Nervenwachstumsfaktoren. PS normalisiert das sich ändernde Verhältnis von Cholesterin zu Phospholipiden im alternden Gehirn. ATPase-abhängige Ionentransporte und die Balance der Proteinkinase-C werden verbessert.

Humanversuch an ARCD und AAMI-Probanden

Untersuchungen dieser Personengruppe fanden mit 20-400 Probanden statt. Sie erhielten von 100-300mg PS pro Tag über 1-3 Monate. Gleichzeitig zur Einnahme wurden neuropsychologische Tests durchgeführt.

Im Ergebnis zeigte sich eine Verbesserung bei den Parametern Aufmerksamkeit, Konzentration, Merkfähigkeit und Lernfähigkeit.

Eine weitere Untersuchung mit 494 Probanden von 65-93 Jahren über 6 Monate ergab im Vergleich zu einer Placebogruppe hochsignifikante Veränderungen bei neuropsychologischen Tests.

Abschließend eine Darstellung aus einer Studie von Thomas H. Crook aus den Health Quest Publications 1998, bei dem ein PS-Supplement mit dem Namen Lipamin-PS hinsichtlich der oben bereits vorgestellten kognitiven Fähigkeiten untersucht wurde

Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten durch Phosphatidylserin

 

Wichtig:

Die Bioverfügbarkeit von oral eingenommenem PS kann als gut bewertet werden! Radioaktiv markiertes PS konnte 30 Minuten nach der Einnahme im Blut und anschließend auch nach Passage der Leber und der Blut-Hirnschranke im Gehirn nachgewiesen werden.

 

Fazit:

Etwa ab dem 45. Lebensjahr sinkt der PS-Gehalt im Nervensystem. Die Folge dieses altersbedingten Prozess ist ein Nachlassen der Leistung des Gehirns in Sachen Gedächtnis-, Merk- und Konzentrationsfähigkeit (kognitive Fähigkeiten). Studien zeigen, dass sich dieser Prozess durch Gabe von 100-300mg PS/Tag deutlich vermindern lässt. Es scheint, als wäre es möglich, mit dieser Dosierung einen altersbedingten Mangel auszugleichen und dafür zu sorgen, dass die PS-Konzentration in den Normbereich zurückkehrt.

Bei einer längeren Behandlungsdauer zeigten sich in Studien mit 300mg/Tag keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu 100mg/Tag mehr, weshalb angeraten werden kann, nach einer 12-wöchigen Eingangsdosierung von 300mg auf 100mg/Tag zu reduzieren.

 

Wichtig:

PS wirkt nicht bei einer einmaligen Einnahme! Signifikante Verbesserungen ergeben sich erst, wenn es regelmäßig zum Einsatz kommt. Hier zeigen Untersuchungen erste Verbesserungen am Ende des ersten Monats.

 

WICHTIG:

Auch mit Gedächtnisübungen kann man einer Degeneration kognitiver Fähigkeiten entgegenwirken, wenngleich sie zeitlich und qualitativ begrenzt zu sein scheinen.

 

Phosphatidylserin und Stress

Nicht nur das Alter, sondern auch Stress  kann zu einer Unterversorgung mit PS beitragen. Fehlt dieser wichtige Signalüberträger unseres Nervensystems, können Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite oder Vergesslichkeit auch bereits in jüngeren Jahren auftreten

Studien

In einer Studie mit 48 männlichen Studenten wurde den Probanden über 30 Tage entweder 300mg PS/Tag oder ein Placebo verabreicht. Mentaler Stress wurde über einen im Anschluss an die Einnahme stattfindenden Mathematiktest erzeugt. Im Ergebnis fühlte sich die PS-Gruppe am Testtag wesentlich klarer und energiegeladener und konnte letztlich auch mit besseren Testergebnissen aufwarten.

Andere Studien zeigten in Verbindung mit einer PS-Supplementierung ein geringeres Aufkommen an ACTH und Cortisol im Plasma in Verbindung mit emotionalem Stress. Hellhammer et.al verwendeten hierzu 400mg PS und stellte fest, dass sich die Ergebnisse mit höheren Dosierungen (600 oder 800mg) nicht weiter verbesserten.

 

Fazit:

PS-Mangel kann durch Stress jeglicher Art entstehen und auch in jüngeren Jahren für mangelnde Leistungsfähigkeit des Gehirns sorgen. Dosierungen bis 400mg/Tag scheinen dem gut entgegenwirken zu können.

 

Phosphatidylserin und Aufmerksamkeitsdefizit

Was sich bei älteren Menschen über eine mangelnde Aufnahme und bei Erwachsenen über Stress zu einem PS-Mangel ausbilden kann, ist im Kindesalter möglicherweise ein Engpass in der endogenen Produktion. Er kann zur Folge haben, dass die Betroffenen ein Aufmerksamkeitsdefizit ausbilden, welches zu Symptomen wie Konzentrationsstörungen, altersunüblicher Impulsaktivität oder Hyperaktivität führen kann. Der Mangel an PS senkt das Hirn-Aktivitätsniveau. Um dies wieder auszugleichen, schüttet unser Körper vermehrt Stresshormone aus. Eine Supplementierung mit PS zeigte in einer Studie mit ADS-Kindern eine Erfolgsquote zur Verbesserung der Symptomatik von 92%.

 

Fazit:

PS-Mangel im Kindesalter ist keine Seltenheit und kann zu Aufmerksamkeitsdefiziten führen!

 

Phosphatidylserin, Hormone und Sport

Cortisol

Cortisol wird als Stresshormon in physischen aber auch körperlichen Stresssituationen vermehrt ausgeschüttet. Zu körperlichen Stresssituationen zählt unter anderem auch ein Widerstandstraining. ACTH aus dem Hypophysenvorderlappen regt die Produktion von Cortisol an.

Auf den Körper wirkt Cortisol wie auch andere Stresshormone „energieausschleusend“ und beeinflusst damit sowohl Fettstoffwechsel (hemmend), als auch den Kohlenhydratstoffwechsel (fördernd). Leider fördert es auch den Proteinabbau (Proteolyse) bis zu 20%, reduziert die Testosteronsynthese und setzt die Insulinsensibilität der Zellen herab. Letztlich fördert Cortisol die Kalziumausscheidung, reduziert die Kalziumaufnahme und sorgt für eine Umverteilung an Körperfett hin zum viszeralen Bereich, was neben dem Herz-Kreislaufrisiko auch das Adipositas- und Diabetesrisiko anhebt. Da es die Natriumansammlung und Kaliumausscheidung im Körper fördert, kann es zum bekannten „aufgedunsenen“ Aussehen kommen.

 

Studie mit wichtigen Erkenntnissen für Widerstandstraining

Das PS vermag das Aufkommen von Cortisol und Testosteron nach dem Training zu beeinflussen, zeigt eindrucksvoll eine Studie der University of Mississippi.

2 Probandengruppen führten 8x pro Woche ein Widerstandstraining aus. Eine Gruppe erhielt neben der normalen Ernährung 600mg PS/Tag die andere Grupp ein Placebo.

Direkt im Anschluss an das Training wurden Cortisol- und Testosteronwerte bestimmt, sowie die mentale Leistungsfähigkeit erfasst.

Ergebnis

Im Ergebnis waren bei der PS-Gruppe durchgehend niedrigere ACTH- und Cortisolspiegel (bis zu 30%) sowie höhere Testosteronwerte nachweisbar. Das Testosteron /Cortisol-Verhältnis änderte sich signifikant in Richtung Testosteron. Ein großer Teil der PS-Gruppe berichtete von einer besseren mentalen Leistungsfähigkeit. Bei Laktat und GH konnte keine signifikante Veränderung festgestellt werden.

Kritik

Die Studie wurde seiner Zeit mit Rinderhirn-PS durchgeführt. Es gibt jedoch auch eine ähnliche Arbeit von Fahey et.al von 1998, in welcher mit Soja-PS ähnliche Erfolge erzielt werden können.

 

Weitere Studie zu Phosphatidylserin und Sport

Eine ebenfalls sehr umfangreiche Arbeit des Department of Sports Science der University of Wales fasst die Ergebnisse mehrerer Studien zum Thema PS und Sport zusammen.

Phosphatidylserin und Athletinnen

Forscher stellten an jungen Athletinnen mit einer Dosierung von 100-500mg PS (Soja und Rinder-PS) nach dem Training einen Rückgang der Cortisolwerte sowie einer Veränderung einiger weiterer relevanter Marker fest, die sich mit hartem Training verändern und folgerten daraus einen Rückgang des Risikos auf Übertraining mit allen damit verbundenen Erscheinungen.

Phosphatidylserin und untrainierte Herren

8 untrainierten, aber gesunden Männern im Alter von 24-42 Jahren wurde ein Fahrradergometertraining verordnet. Eine Gruppe bekam 10 Minuten vor dem Training eine Gabe vom 800mg PS, die andere Gruppe bekam ein Placebo. Gemessen wurden die Veränderungen hinsichtlich ACTH und Cortisol.

Im Ergebnis konnten in der PS-Gruppe um 30% reduzierte Cortisolwerte gemessen werden.

Phosphatidylserin und maximale Sauerstoffkapazität (VO2max)

Kingsley et al führte mit 14 aktiven Männern ein erschöpfendes Ergometertraining durch. Jeweils in 10-minütigen Intervallen wurde die Belastung von 45 auf 55, 65 und letztlich auf 85% der VO2max angehoben. Immer nach dem Training erhielten die Probanden der Test-Gruppe für 750mg PS, die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo.  Der Test lief insgesamt 10 Tage.

Im Ergebnis konnte die Testgruppe ihre Zeit bis zur Erschöpfung um 29 Sekunden verlängern während sich bei der Placebogruppe keine Änderungen ergaben.

Dennoch zeigte sich hier keine signifikante Veränderung in Sachen Substratoxidation, beim Cortisolaufkommen und im allgemeinen Wohlbefinden während des Tests.

Phosphatidylserin und Gewichtstraining

Die Calofornia State University untersuchte 1998 die Auswirkungen von PS auf Hormone, Wohlbefinden und Muskelkater an 11 trainierten Athleten. Während eines 2-wöchigen Trainingszeitraums erhielten die Probanden entweder 800mg PS oder ein Placebo. Das Training war so gestaltet, dass es eigentlich in einem Übertrainingszustand resultieren müsste. Die Probanden wurden angehalten, an jedem der 4 Trainingstage für jeden Satz und jedes Training das maximal zu bewältigende Gewicht zu verwenden.

Im Ergebnis kam es bei der PS-Gruppe zu wesentlich weniger bzw. leichter ausgeprägtem Muskelkater wie beigefügte Auswertung zeigt:

Trotz des harten Trainings blieb das Wohlbefinden der PS-Gruppe auf einem konstant guten Level, während die Placebo-Gruppe schon ab dem dritten Training deutliche Änderungen verzeichnete.

 

Phosphatidylserin und Muskelschäden

An der St. Cloud University wurde der Einfluss von PS auf die Creatinkinase-Aktivität und folglich auf Schäden der Muskelzellen bzw. Muskelfasern gemessen, welcher sich 24 Stunden nach einem 90-minütigne Lauftraining bei 12 trainierten Läufern über 15 Tage ergab. Die Testgruppe erhielt hierfür 300-600g PS pro Tag. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo.

Exkurs Creatinkinase (CK):

Creatinkinase bezeichnet ein Enzym, welches im Gehirn und in den Muskelzellen vorkommt und an der Energiebereitstellung der Zelle beteiligt ist. CK hat die Aufgabe der ATP-Resynthese (ADP+P = ATP.) Je nach Aufbau und Lokalisation existieren mehrere Unterarten. Im Skelettmuskel findet sich die CK-MM-Form, im Myokard die CK-MB-Form, im Gehirn die CK-BB-Form und in den Mitochondrien die CK-MiMi-Form.

Über ein erhöhtes Creatinkinaseaufkommen kann man bestimmen, ob eine Schädigung der Skelettmuskulatur, des Gehirns oder der Herzmuskulatur (Herzinfarkt) vorliegt. Bereits ein hartes Muskeltraining erhöht die Werte an Creatinkinase bereits, genau wie Krampfanfälle oder intramuskuläre Injektionen.

Fazit:

Je höher der Creatinkinase-Wert desto höher kann die Muskelschädigung nach einem Training angenommen werden.

 

Im Ergebnis der Studie kam es unter der Supplementierung mit PS zu einem Rückgang des Creatinkinase-Aufkommens.

 

Interessant:

Weitere Studien an Läufern zeigten mit einer Supplementierung von 750mg PS/Tag einen Rückgang bei CK, sowie dem Entzündungsmarker IL-6 und der Sauerstoffverbindung Hydroperoxide. Dies lässt auf einen Rückgang der oxidativen Stressbelastung schließen.

 

Weitere Studie

Fahey und Pearl berichteten in einer Studie unter Einnahme von PS in Verbindung mit Widerstandstraining von weniger Muskelkater bei den Probanden sowie einem besseren Allgemeinbefinden mit viel Energie für den Alltag.

 

Fazit:

PS ist in der Lage, durch die Beeinflussung des Cortisol- und Testosteronaufkommens einen Muskelkatabolismus aufzuhalten, die Regeneration nach dem Training zu fördern und Übertrainingszustände zu reduzieren. Dosierungen gehen bis zu 800mg/Tag. Darüber sind weitere keine positiveren Wirkungen mehr zu erwarten. Nach dem Training und abends sind die bevorzugten Einnahmezeitpunkte.

 

Phosphatidylserin und Golf

Golf stellt hohe Anforderungen an das psycho-neuromuskuläre System. Um die Wirkungen von PS zu testen, wurde 33Golfern hierzu 6 Wochen lang PS verabreicht. Aufgrund seiner konzentrationsfördernden Effekte konnten die Golfer ihre Leistungen beim Golfschwung, Pattspiel, der Konzentration, der Stressverarbeitung ect. soweit verbessern, dass sich letztlich deren Handicap positiv veränderte.

 

Fazit:

Auch für Sportarten mit hohen Konzentrations- und Koordinationsanforderung ist PS möglicherweise nützlich.

 

Nebenwirkungen

Bis zu 800mg/Tag wird bei PS nicht von Nebenwirkung berichtet. Einige Wissenschaftler sprechen PS bei Langzeiteinnahme blutverdünnende Eigenschaften zu und verweisen hier auf evtl. Wechselwirkungen mit Medikamenten, welche das Selbe bewirken wie z.B. Aspirin. Sehr hohe Dosierungen führten in Einzelfällen zu leichter Übelkeit, was allerdings vermieden werden konnte, wenn PS zu einer Mahlzeit eingenommen wurde.

 

Zusammenfassung

Phosphatidylserin ist als Phospholipid ein wichtiger Bestandteil von Nervenzellen. Es wird benötigt zum Aufbau, Funktionserhalt und zur Kommunikation und ist somit besonders im Gehirn unabdingbar an der Ausprägung der Leistungsfähigkeit beteiligt.

Daneben wirkt sich PS auf das Aufkommen von ACTH und Cortisol aus. Erhöhte Cortisol-Level sind besonders für Sportler, aber auch für alle anderen Personengruppen eher als schlecht zu bewerten, wobei abschließend anzufügen ist, dass auch Cortisol durchaus seine Daseinsberechtigung und seine wichtigen Funktionen mit sich bringt.

Unter PS-Mangel erleiden ältere oder gestresste Menschen einen Abfall der Leistungsfähigkeit im kognitiven Bereich. Auch bei Kindern ist PS-Mangel bereits möglich. Neben endogenen Gründen eines PS-Mangels tragen wir auch unseren Teil dazu bei, indem wir besonders die Lebensmittel meiden, welche einen hohen PS-Gehalt aufweisen, da wir Angst haben zu viel Cholesterin aufzunehmen.

Sportler profitieren von einer PS-Supplementierung bei harten Trainingseinheiten insofern, da sich deren Cortisol-Testosteron-Verhältnis positiv verändert. Das Resultat hieraus ist ein vermeiden von Übertrainingszuständen und eine schnellere Regeneration sowie einen verbesserter Fokus im Training. Möglicherweise kann die Intensität im Training so weiter gesteigert werden, ohne einen Übertrainingszustand zu befürchten.

Besonders interessant gestaltet sich eine PS-Einnahme für Sportler, die einer KH-armen Ernährung oder gar ketogenen Ernährung nachgehen, da hier das Cortisol-limitierende Insulin nicht oder nur in sehr geringer Menge gebildet wird.

Auch wenn mehrere Stressoren aufeinander treffen (physisch-psychisch) ist es möglich, von einer PS-Supplementierung zu profitieren.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass es sich bei PS um eine sehr interessante Substanz handelt, die ich persönlich (auch trotz des hohen Preises) gerne im Einsatz habe.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine gute Zeit und viel Erfolg!

Sportliche Grüße

Dein Holger Gugg

www.body-coaches.de

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