Liebe BLOG-Leserinnen und Leser, liebe PEAK-Kundinnen und Kunden,
voluminöse, stahlharte und adrige Muskeln werden mit den Begriffen Kraft und Stärke assoziiert. Das wird uns schon seit unserer frühesten Kindheit an den Beispielen vieler Comichelden unmissverständlich zu verstehen gegeben. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Streben nach mehr Kraft den Studioalltag vieler sich nach Muskelmasse sehnender Athleten bestimmt. Meist verabschiedet sich bei mehr und mehr beladenden Hantelstangen jedoch zunehmend die muskelaufbauende Effizienz. Völlig von dem Kraftfetisch ergriffen, wird auf dem sich auf der Stange befindlichen Gewicht beharrt und sich zunehmend in einer Sackgasse verrannt, die den angehenden Muskelmann jedoch sehr wahrscheinlich an der völligen Ausschöpfung seines muskulären Entwicklungspotenzials hindert. Ein gefühlvolles Training gepaart mit einer bewussten Wahrnehmung im Rahmen einer guten Geist-Muskelverbindung, kann hier der bessere Weg sein. Bevor Sie jetzt als Befürworter von schweren und intensiven Trainingseinheiten das Lesen dieses Artikels als sinnlos erachten, möchte ich Entwarnung geben. Dieser Artikel soll keineswegs eine Aufforderung zum Training mit leichten Gewichten werden. Nachfolgend möchte ich Ihnen jedoch Argumente liefern, die allseits beliebte „Was drückst du“ Einstellung aufzugeben und sich mit der Muskel-Geist Verbindung vertraut zu machen, um Sie somit auf den Weg zu einem effektiverem Muskelaufbau Workout zu geleiten.
Drückst Du noch oder wächst Du schon?
Wenn Sie bisher der Annahme waren, dass ein Bodybuilder mit dem Ziel, Gewichte zu bewegen, ins Studio geht, dann befinden Sie sich auf dem Holzweg. Ein Gewichtheber ist daran interessiert, Gewicht zu bewegen. Er ist daran interessiert, möglichst viel Gewicht zu bewegen. Er wird daran gemessen, wieviel er “curlt“, drückt und zieht. Ein Bodybuilder hingegen kontrahiert seinen Muskel gegen einen ansteigenden Widerstand, um Muskelwachstum auszulösen. Er wird daran gemessen, wie dick und gut entwickelt seine Muskeln sind. Versuchen Sie also nicht ohne Rücksicht auf Verluste Training für Training mehr Gewicht aufzulegen und das Gewicht folglich unter Zuhilfename sämtlicher Hilfsmuskeln uneffektiv zu bewegen, wenn Ihr Ziel Muskelwachstum ist. Das Training muß ankommen und das kann es nur, wenn Sie Ihren Zielmuskel attackieren, ermüden und somit effektiv mit Wachstumsreizen befeuern.
Ein Beispiel: Ein nach Muskeln strebender Mann macht Bizepscurls mit einer Langhantel. Er curlt fleißig seine 3 Sätze mit einem Gewicht, welches 25% zu schwer für ihn ist, um seine Muskeln effektiv mit Wachstumsreizen zu bombardieren. Am Ende jeder Wiederholung curlt er mit Mühe und Not, unter einer eines Erdbebens gleichenden Standstabilität seines Körpers, die Stange nach oben und schiebt seine Ellenbogen nach vorne. Daraufhin lässt er das Gewicht mehr oder weniger fallen und beginnt seine nächste ambitionierte Wiederholung. Hier vereint sich schlechte Bewegungsausführung mit weniger als null Muskelgefühl – das Ergebnis? In Stein gemeißelte 30cm Ärmchen eines ja so bemitleidenswerten Hardgainers…
Als er zufrieden mit seinen Ego Sätzen fertig ist, betritt ein Bodybuilder den Raum. Der Bodybuilder verfügt über die erträumten Arme des nach Muskel strebenden jungen Mannes. Er schnappt sich eine Langhantel und absolviert ebenfalls Bizepscurls – mit 30% weniger Gewicht als die Langhantel des ambitionierten Mannes aufweist. Mit seinen rund 15cm dickeren, wohl definierten Armen und versteinertem, konzentrierten Blick curlt er in einer Genauigkeit eines Chirugen, welcher gerade einer Fruchtfliege den kleinen Zeh wieder zusammenlötet, die Hantel nach oben. Der Bodybuilder fühlt in seinen Bizeps hinein und aktiviert ein Maximum an Muskelfasern. In seinem Kopf sucht er nach immer detaillierter werdenden anatomischen Bildern des sich kontrahierenden und dehnenden Bizeps, welche er während der Übungsausführung im Einklang mit der Bewegung visualisiert. In der Negativen der Bewegung fühlt er jedes zusätzliche Staubkorn auf der Langhantelstange und hält die Ellenbogen still, wie der Stand eines englischen Wachmannes der Queen. Nur der Unterarm bewegt sich unter maximaler Konzentration auf und ab. Mit maximaler Intensität quält der Bodybuilder in dieser Art und Weise das vergleichsweise "leichte" Gewicht Zentimeter für Zentimeter bis an den Versagenspunkt seiner Muskeln. Der junge Mann staunt und ist sich sicher: Das muss der Weg zu einem beeindruckenden Ärmel sein...
Geist & Muskel Verbindung in der Trainingspraxis
Die Muscle-mind Connection ist die Fähigkeit, dass Gewicht - unabhängig seiner Schwere - zu nutzen, um den Muskel maximal arbeiten zu lassen. Fühlen Sie die Aktivität Ihres Zielmuskels während der Übung und seien Sie bemüht, diese Geist-Muskelverbindung zu perfektionieren. Nochmal, verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte Sie nicht dazu animieren, Ihre bisherigen Arbeitssätze zu Aufwärmsätzen verweichlichen zu lassen, sondern vielmehr eine gewisse Opferbereitschaft der bisher verwendeten und auf Kraftentwicklung basierten Trainingsgewichte an den Tag zu legen, um Ihr Muskelwachstum neu zu stimulieren. Versuchen Sie sich bereits konzentriert mit perfekten Wiederholungen aufzuwärmen, um frühstmöglich die Verbindung zu Ihren Muskeln herzustellen und den Weg zu einem guten Pumpgefühl zu ebnen. Steigern Sie dann in Ihren Arbeitssätzen das Gewicht, behalten Sie dieses Gefühl für die "perfekte" Wiederholung bei und tasten Sie sich an Ihr Maximum heran. Wenn Sie dieses Gefühl für den Muskel verlieren, trainieren Sie über dem Maximum des Zielmuskels. Arbeiten Sie auch außerhalb des Studios an Ihrer Muscle-mind Connection, indem Sie einen morgendlichen "Formcheck" vor dem Spiegel abhalten und Ihre Muskeln bewußt anspannen. Das Posing ist eine hervorragende Möglichkeit zu einer verbesserten Geist-Muskelverbindung beizutragen.
Zusammenfassung
Wenn Sie sich nur auf das Bewegen schwerer Gewichte fokussieren, erreichen Sie vielleicht niemals die Entwicklung, die Sie anstreben. Es mag Ihr Ego und Ihre Studiokompanen vielleicht nicht sonderlich beeindrucken mit etwas „leichteren“ Gewichten zu trainieren, jedoch wird Ihnen ein konzentrierteres und bewußteres Training wahrscheinlich weitaus mehr Effizienz in puncto Muskelwachstum bescheren als das stupide Bewegen von schwerem Gewicht. Trainieren Sie hart, fordern Sie Ihren Muskeln alles ab und vereinen Sie Intensität und Gefühl in Ihrem Training. Ein maximaler Pump gepaart mit einem befriedigendem Erschöpfungsgefühl im Muskel sind Faktoren, die Ihnen bescheinigen auf dem richtigen Weg zu sein. Möchten Sie also durch eine brachiale Optik bestechen und Muskelmasse aufbauen, dann trainieren Sie wie ein Bodybuilder und flexen Sie bei der nächsten Frage nach Ihrer Bankdrückleistung einfach Ihren einer Kanonenkugel gleichenden Bizeps! Die Frage sollte somit in Ihrem Sinne beantwortet sein...
Mit den besten Wünschen für Ihr Training
Stefan Rajewski